Sonntag, 18. Oktober 2015

Einmal die Natur Madagaskars zum Mitnehmen, bitte

Nachdem ich mich von den leider ja schon vorhersehbaren ersten Magenbeschwerden erholt hatte stand dieses Wochenende wieder ein Trip an. Und was für einer!

Los ging es am Samstagmorgen um 7 Uhr. Ich und fünf andere Freiwillige, die seit neuestem auf Madagaskar sind, hatten uns für einen Trip zu einem Nationalpark entschieden. Keiner von uns ist länger als 3 Wochen hier, aber Dank viel Unterstützung haben wir es trotzdem organisiert bekommen.

Mit diesem Auto waren wir unterwegs
Unser Fahrer hat uns mit seinem Auto von zu Hause abgeholt. Wir hatten 140 km vor uns. Das klingt nicht viel, hier braucht man für eine solche Strecke aber ganze 4 Stunden. Das liegt an den schlechten Straßenverhältnissen und am Weg. Es ging Kurve um Kurve um Kurve, und zum Glück wurden wir vorgewarnt und konnten dank Reisetabletten gegen Übelkeit verhindern, dass jemand von uns spucken musste.

Der erste Stopp war ein kleiner Park, den uns unser Fahrer empfohlen hatte. Ich war ziemlich enttäuscht, da es sich eher um einen Zoo als einen Regenwald handelte. Die Tiere konnten wir zwar alle von ganz nahem sehen und wenn wir wollten auch anfassen, aber nur, weil sie den ganzen Tag in ihren Käfigen vor sich hinvegetieren. Ich bin kein großer Fan von der Idee Tiere in Gefangenschaft zu halten und habe mich deshalb zurückgehalten. Ein paar schöne Fotos habe ich trotzdem gemacht.

Hier leben die Chamäleons 



Ein Tenrek, ein igelaritges Tier, das nur auf Madagaskar lebt 


Ein Kometfalter
 Danach sind wir zu unserer Unterkunft für die Nacht gefahren. Wir konnten jeweils zu dritt für etwas mehr als 10 Euro die Nacht  in diesen tollen Bungalows schlafen.


Wir hatten an diesem Tag aber noch so einiges vor bevor es ins Bett ging!

Zunächst fuhr unser Fahrer uns zu einer künstlich angelegten Insel, auf der Lemuren leben. Lemuren können nicht schwimmen und können deshalb nicht von der Insel runter. Im Gegensatz zu den Käfigen, die wir am Vormittag gesehen hatten, hatten die Lemuren wenigstens eine ganze Insel um sich auszutoben. Mit diesen kleinen Boten wurden wir auf die Insel rübergeschippert. 


 Die Lemuren sind, ganz entgegen ihrer Natur, sehr nah an die Menschen gekommen, da sie an sie gewöhnt sind. Wir konnten sie mit Bananen füttern und dabei sind sie auf uns geklettert. Es war super interessant und die Lemuren waren so süß und ich hätte gerne einen zum Kuscheln für zu Hause!

Drei verschiedene Lemurenarten leben auf der Insel.




Abends sind wir dann mit einem Guide an der Straße entlang des Nationalparks spazieren gegangen.  Nachts darf man nicht in ihn, da die Tiere auch mal ihre Ruhe brauchen. Aber auch entlang der Straße waren die Geräusche unfassbar interessant und wir konnten einiges sehen.


 Gehört haben wir nachtaktive Lemuren, Baum- und Wasserfrösche und gesehen haben wir Chamäleons, Frösche und die kleinste Lemurenart.


 Die kleinen Lemuren wurden, wenn sie von unserem Guide entdeckt wurden, mit sehr sehr hellen Taschenlampen und einem Laserpointer angeleuchtet. Auf unsere Frage, ob sich die Kleinen nicht erschrecken würden und er meinte ja, sie würden sich oft vor Angst einkoten und es sei auch schon vorgekommen, dass die Tiere vor Schreck gestorben sind, haben wir dann beschlossen, uns nur noch aufs Hören zu konzentrieren. Unser Voyeurismus kennt definitiv Grenzen!

Wir haben dann eine schöne Nacht in den Bungalows verbracht, ich mit Marie und Lilly und viel Klassenfahrtsgefühl. 

Morgens wurden wir von den Schreien der Indri, der größen Lemurenart, geweckt. Ein einmaliges Geräusch, hier habe ich ein Hörbeispiel gefunden:

Früh ging es dann für uns auf eine dreistündige Wanderung durch den Regenwald, wieder mit dem Guide vom Tag vorher. Wir haben so so viel gesehen! Und alles freilebende Tiere. Endlich! Hier nur ein paar Ausschnitte. 

Der Regenwald 
Unser Guide neben einer typischen, riesigen Pflanze
Ein Giraffenhalskäfer



Der Nationalpark in dem wir waren ist mit der einzige Madagaskars, in dem man auch die Indri sehen kann. Indris leben monogam und haben in ihrem Leben nur einen Partner. Stirbt dieser bleiben die Tiere bis zum eigenen Tod alleine. Und sie werden immerhin zwischen 40 und 60 Jahre alt! Wir konnten eine Mutter mit ihrem Baby beobachten.


 Leider war auch hier nicht alles so idyllisch wie es aussieht. Es gab eine regelrechte Jagd um ein Foto der Indri, und Menschenansammlungen dieser Größe waren keine Seltenheit. So konnten die Tiere auch hier nicht wirklich wie in Freiheit leben, sondern immer von Menschen verfolgt.


Ich finde es ist ein ganz schmaler Grat auf dem man sich bewegt, wenn man Tiere beobachten möchte. Viele der Tiere, die ich in den letzten Tagen sehen konnte, sind endemisch, das heißt sie leben nur auf Madagaskar. Ohne zooartige Anlagen und / oder das Stören ihres normalen Lebensraums wäre es definitiv nicht möglich, diese Tier von so nahem zu sehen. Aber dafür, dass wir sie beobachten können, müssen die Tiere einen ganz schön hohen Preis zahlen. Dieser ist meiner Meinung nach im ersten Park, in dem wir waren, und bei der Nachtwanderung zu groß. Auch auf der Lemureninsel und im Regenwald konnten die Tiere dank der Touristen kein ganz normales Leben führen. Für mich war das Ausmaß hier aber noch vertretbar und ich würde beide Plätze wieder besuchen. 


Und ehrlich, so schön zusammen gelacht wie mit diesem Lemur habe ich selten. Hoffen wir also, dass alle Tiere unseren Besuch dieses Wochenende gut überstanden haben! Ich habe auf jeden Fall unfassbar viele neue Eindrücke bekommen und viel gelernt.

Nächste Woche beginnt dann für uns wirklich das Unterrichten. Ich bin gespannt!

Lasst es euch gut gehen,
eure Rieke 

1 Kommentar:

  1. Oh Rieke, ich finde es toll was du alles erlebst und sehr bewundernswert, dass du es so reflektiert tust! Weiter so! :) Hab ganz viel Spass beim Unterrichten morgen.
    Luca

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