Sonntag, 1. November 2015

Ein Highlight und Halloween

Ihr Lieben,

endlich wieder fit konnte ich in der letzten Woche richtig durchstarten.
Ich habe zum ersten Mal alleine unterrichtet. Das war ziemliches Gehirn-Jogging, da ich Englisch auf Französisch unterrichten muss. Ganz schön anstrengend, aber macht Spaß!

Ich habe nun doch die ältesten Schüler, die gerade auf ihren Abschluss der 10. Klasse hinarbeiten.
Das Niveau des Englischunterrichts ist in keiner Weise mit dem in Deutschland zu vergleichen. Die Schüler kennen fast keine Vokabeln und wussten z.B. nicht, was talk übersetzt heißt. Trotzdem sollen sie Grammatik lernen. Wenn man die ganzen Beispielsätze nun aber nicht versteht ist es sehr schwierig, die neue Grammatik zu verstehen. Aber irgendwie habe ich mich mit denen durchgewurschtelt, jedes Wort auf Französisch übersetzt und hatte nach zwei Stunden wirklich das Gefühl, dass die Kinder was mitgenommen haben.


Am Mittwoch fand bei Akany Avoko, dem Kinderheim, in dem wir helfen, eine Show für die Kinder des Heims statt. Diese wird einmal im Jahr von den Frauen, die sonst auf die Kinder aufpassen und sowohl Bezugs- als auch Autoritätsperson sind, veranstaltet.

Die Betreuerinnen hatten mehrere Tänze und Lieder vorbereitet, die sie mit voller Leidenschaft performt haben. Ungefähr 80 Kinder waren als Zuschauer versammelt und haben die Stimmung angeheizt. Sie sind komplett ausgeflippt, haben geschrien vor Freude und sich vor Lachen nicht mehr eingekriegt.



Für einige Songs verkleideten sich die Betreuerinnen sogar. Das fanden die Kinder natürlich super cool, da sie die Frauen ja sonst immer nur recht streng erleben. Diese ausgelassene Show war also eine super Abwechslung für die Kinder. Die Stimmung war so locker wie ich es hier noch nicht erlebt habe.

Besonders schön waren die Lieder, bei denen alle Kinder aus voller Kehle mitsingen konnten. Hier ist es auch einfach Teil der Kultur, sich nicht zurückzuhalten sondern voll mitzumachen.

Am Ende wurde die Tanzfläche für alle eröffnet. Die Kids hatten sich diese sowieso schon halb erobert. Keiner blieb sitzen, da die Kleinen auch einfach zu hartnäckig waren, einem madagassische Tänze zeigen zu wollen. Das hat super viel Spaß gemacht und war bis jetzt definitiv das Highlight meines Aufenthalte hier.


Ich habe leider keine Fotos davon gemacht, wie wir alle ausgelassen getanzt haben, aber in solchen Momenten will man dann auch nicht am Rand stehen und Fotos machen sondern dabei sein und mit den Kindern Spaß haben.

Wir Freiwilligen haben schon beschlossen, so etwas in der Art an Weihnachten auch für die Kinder zu machen. Denn so viele strahlende Augen auf einem Haufen habe ich noch nicht gesehen!

Auf dem Foto seht ihr Doivner, einen kleinen Jungen der unbedingt ein Foto machen wollte als er meine Kamera gesehen hat. Ist er nicht süß?




Gestern sind wir abends nach Tana, also in die Hauptstadt, gefahren. Zu diesem Anlass haben wir uns alle ein wenig aufgehübscht, ich hab mich sogar geschminkt - zum ersten Mal seit ich hier bin! Wir sind mit zwei Taxis zu einem super schicken französischen Restaurant in einer reichen Gegend von Tana gefahren.

Dort angekommen haben wir erstmal ein paar Bier getrunken. Aufgrund des Rugby Spieles zwischen Neuseeland und Australien, welches live übertragen wurde, gab es jedes zweite Bier gratis. Das mussten wir natürlich ausnutzen!


Dann haben wir gegessen. Das Essen war wirklich unfassbar lecker, ich hatte Entenragout mit Kartoffelpüree. Für madagassische Verhältnisse war das Essen aber auch unfassbar teuer, ich habe 22.000 Ariari, umgerechnet 6 Euro, bezahlt. Das können sich hier wirklich nur die Reichen leisten.

Nach dem Essen gab es noch Rum auf Kosten des Hauses, den das Restaurant selber herstellt. Ich habe Rum mit Vanille Aroma probiert, sehr stark aber auch sehr lecker!


Wir haben uns dann noch schnell auf die Toilette verkrümelt, da ja Halloween war. Mit Lippenstift, Kayal und ein paar Accessoires haben wir unser Bestes gegeben, uns Halloween mäßig zu transformieren. Hat finde ich nicht zu schlecht geklappt!



Denn nach dem Restaurant ging es für uns noch weiter zum "Madagascar Underground", dem einzigen Hostel in Tana. In diesem Hostel gibt es auch eine Bar, in der wir uns alle noch einen Drink genehmigt haben. Für mich gab es einen Mojito für umgerechnet 1,50 Eur. Wir haben noch ein bisschen gequatscht und dann ging es auch schon wieder nach Hause.

Ich fand den Abend insgesamt wirklich schön. Wir waren aber in einem reichen Teil von Tana und dementsprechend waren im Restaurant und Hostel fast nur andere Vazah, also Weiße. Das war irgendwie komisch, so eine Gettoisierung der Reichen, immer schön darauf bedacht mit dicken Autos auch zu zeigen wie viel Geld man hat. Solche Ausflüge in die Scheinwelt machen wir aber wirklich selten, und einen Abend lang kann es auch gut sein mal zu vergessen, mit was für einer krassen Armut wir hier jeden Tag konfrontiert werden.

Jetzt sind wir aber definitiv erstmal zurück in der Realität und werden weiterhin mit der Arbeit im Kinderheim und in der Schule versuchen, unseren Teil dazu beizutragen, das Leben von wenigstens ein paar Kindern hier ein bisschen schöner zu machen.

Heute bin ich übrigens auf den Tag genau 4 Wochen hier. Die Zeit rennt aber es ist auch erstaunlich, wie schnell man sich an ein komplett anderes Leben gewöhnen kann. Wasser- und Stromausfall gehören mittlerweile zum Alltag und auch nichts wirklich planen zu können.

Lasst es euch gut gehen!
Eure Rieke   

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